02. - 23.07.2023

Lea Schürmann: Endless Sleep

Bilder: Schürmann

Vernissage: Sonntag, der 2. Juli 2023, 15 Uhr
Ort: Malerkapelle am Elm, Samuel-Hahnemannstraße 5, 38154 Königslutter
Öffnungszeiten: Sa & So, 12-18 Uhr und nach Absprache
Zine: Hier!

Für die zweite Ausstellung in der Malerkapelle in diesem Jahr wird die Hannoveraner Künstlerin Lea Schürmann eine immersive Rauminstallation realisieren, in der sowohl paranormale Logiken eine Rolle spielen, als auch Zitate aus populären Fiktionen und persönlichen Traumwelten in Erscheinung treten. Schürmann beschäftigt sich mit grenzüberschreitenden Momenten, in denen Traum- ins Wachgeschehen eingreift, Erinnerungen rekonstruiert oder Erfahrungen gemacht werden, die zunächst unerklärlich scheinen. Welche Muster und Codes brauchen wir, um Realität in vorhersehbare Bahnen zu lenken? Und was passiert, wenn diese Muster unerwartet gebrochen werden?

Es wird um Fragen und Ängste gehen, die aus dem drohenden ökologischen Kollaps der uns bekannten Welt resultieren, und darum, welche Rolle Geister dabei spielen. Der Titel „Endless Sleep“ spielt auf widerstrebende Gefühle der Sehnsucht und Angst als Kernelemente der Ausstellung sowie Schlaf als Moment des Kontrollverlusts und Vorboten des Todes an.

Geplant sind u.a. Objekte, die Geistern als Ein- und Ausgang in die Ausstellung dienen und eine Soundarbeit, die mittels Körperschallwandlern zu hören sein wird. Im vorderen Saal wird eine Pavillonarchitektur gemeinsam mit einer großflächigen Bodenarbeit ein zentrales strukturierendes Element bilden.

Lea Schürmann (*1989, lebt u. arbeitet in Hannover) studierte von 2013 bis 2019 an der HBK Braunschweig und der Malmö Art Academy in Schweden u.a. in den Klassen von Hartmut Neumann und Anne Pöhlmann und schloss 2019 mit dem Diplom bei Raimund Kummer ab. Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und Schweden gezeigt.  Sie erhielt u.a. das Jahresstipendium 2022 des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur.


05. - 28.05.2023

Elisabeth Lieder & Maurice Pülm: marriage & morals freedorm

Bilder: Lieder, Pülm

Vernissage: Freitag, der 5. Mai 2023, 17 Uhr
Ort: Malerkapelle am Elm, Samuel-Hahnemannstraße 5, 38154 Königslutter
Öffnungszeiten: Sa & So, 15-18 Uhr
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Pressemitteilung: Hier!

Das KünstlerInnen-Duo Elisabeth Lieder und Maurice Pülm eröffnet nach unserer langen Winterpause das Ausstellungsjahr in der Malerkapelle mit „marriage and morals freedorm“, einer Ausstellung, die sich im weitesten Sinne mit den verschiedenen Modi der interpersonalen Wahrnehmung insbesondere im Beziehungsleben auseinandersetzt.
Das frisch verheiratete Paar befasst sich weniger mit der Ehe als Institution als vielmehr mit den Verhältnissen zweier Personen zueinander: Es geht um die Nähen und Distanzen, die einen Raum beschreiben: Wohnraum, persönlicher Raum, Lebensraum, Zeitraum. Sie behandeln Distanzen, die durch Nähe erst entstehen können, und befassen sich mit der Frage, wo sich diese gemeinsam bewohnten, verbundenen Räume wieder aufteilen, wo sich die Schnittstellen von Persönlichkeit, Intimität, Verantwortung und Liebe verorten lassen und wo sie hingegen wieder verschwinden. Sie untersuchen das Potential einer dynamischen, multiplen und sich im stetigen Wandel befindenden gemeinsamen (Beziehungs-)Persönlichkeit und die Psyche des singulären Menschen als ein Konvolut, als Beziehungs- und Gesellschaftsfeld, als Wohnung vieler Bedürfnisse und Empfindungen, die schollenhaft aufeinander zu- und auseinandertreiben, einander berühren, und sich gelegentlich auflösen.

Elisabeth Lieder (*1992 in Sonneberg) ist Meisterschülerin von Frances Scholz und Preisträgerin des Deutschlandstipendiums 2015. Sie studierte an der HBK Braunschweig und der UAL am Chelsea Art College in London mit einem Fokus auf Malerei.

Maurice Pülm (*1989 in Braunschweig) ist Meisterschüler von Ulrich Eller und studierte von 2010 bis 2016 an der HBK Braunschweig u.a. bei Aurelia Mihai und Asta Gröting. 2016 erhielt er im Kunstmuseum Bonn für seine Diplomarbeit „PORTAL“ eine Auszeichnung im Rahmen des europäischen Wettbewerbs für installative Klangkunst „sonotopia“.


15.10 - 30.10.2022

Förderkreis Malerkapelle am Elm: covered in glitter & gold

Bild: Heissenberg

Vernissage: Freitag, der 14. Oktober 2022, 17 Uhr
Ort: Malerkapelle am Elm, Samuel-Hahnemannstraße 5, 38154 Königslutter
Öffnungszeiten: immer Sa + So, 14-18 Uhr, 15. - 30. Oktober

Nach einem schönen und abwechslungsreichen Ausstellungsjahr verabschiedet sich der Förderkreis Malerkapelle am Elm e.V. mit seiner Mitgliederausstellung „covered in glitter & gold“ in die Winterpause.
Im Konzept des Förderkreises ist fest verankert, neben externen Künstler:innen auch den künstlerischen Werken der einzelnen Mitglieder einen Raum zu bieten. Bei der Mitgliederausstellung wird daher auch prinzipiell nicht unterschieden, ob die ausstellenden Mitglieder als professionelle Künstler:innen oder Designer:innen arbeiten, ob sie Kunstpädagog:innen, Student:innen oder Autodidakt:innen sind. Auch medial wird nichts vorgeschrieben, weshalb wir in dieser ersten gemeinsamen Ausstellung seit der Zwangspause durch Corona experimentelle Videoarbeiten von Hendrik und Lino Heissenberg, spielerische Objektkunst von Christine M. Kaiser, filigrane Buchkunst von J.B. Kuck, sowohl gegenständliche als auch abstrakte und konzeptuelle, raumgreifende Malereien und Zeichnungen von Jenny Seib, Katrin Schmidt, Wolfgang Barlang und Nicola Falco, eine begehbare Rauminstallation zum Thema „deutsche Bürokratie und der Umgang mit Geflüchteten“ von Luitgard Heissenberg, und eine sehr humorvolle Textinstallation zum Thema „schneller Vermögensaufbau“ von Till Sutor im selben Raum versammeln.

Am 30. Oktober findet außerdem der erste Kunstflohmarkt des Förderkreises vor (bei schlechtem Wetter: in) der Malerkapelle statt. Sowohl die Mitglieder als auch einige externe Künstler:innen bieten an diesem Tag von 14-18 Uhr kleine künstlerische Arbeiten, Snacks und Getränke zu erschwinglichen Preisen (zwischen einem und einhundert Euro) in freundlicher Atmosphäre zum Kauf an. Besucher:innen können damit sowohl die Arbeit des Vereins als auch die einzelnen Künstler:innen persönlich unterstützen und natürlich mit den Künstler:innen ins Gespräch kommen.

Wir freuen uns auf Ihren und euren Besuch!


24.09 - 03.10.2022

Yuliia Shkvarchuk & Yvonne Salzmann: Double Exposure

Fotos: Heissenberg, Inhalte: Salzmann, Shkvarchuk

Vernissage: Freitag, der 23. September 2022, 17 Uhr
Ort: Malerkapelle am Elm, Samuel-Hahnemannstraße 5, 38154 Königslutter
Öffnungszeiten:
SA, 24.9.
SO, 25.9.
DO, 29.09
FR, 30.09.
SA, 01. 10.
SO, 02. 10.
MO, 03.10.
immer von 14.00 – 18.00 Uhr
und nach Vereinbarung
Tel: 0160 9157 4534 (Yvonne Salzmann)

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Nach den verspielten ersten drei Ausstellungen wird es in der vierten Show des Jahres 2022 ernst in der Malerkapelle: Die beiden Fotografinnen Yuliia Shkvarchuk (*1993, Ukraine) und Yvonne Salzmann (*1965, Deutschland) stellen gemeinsam aus, ohne einander je begegnet zu sein. Dieser ungewöhnliche Umstand lässt sich leicht begründen: Während Salzmann, ansässig in Schandelah, ihr Thema nahezu direkt vor der Haustür bearbeiten und ausstellen kann, lebt und arbeitet Yuliia Shkvarchuk in Ivano-Frankivsk, Ukraine.
Was die beiden neben dem Medium Fotografie eint: In ihren Arbeiten beschäftigen sie sich mit den Folgen des Krieges in ihren jeweiligen Heimatländern.
„Double Exposure“, der Titel der Gemeinschaftsausstellung, bezeichnet nicht nur die Technik der Doppelbelichtung in der Fotografie, mit der Salzmann in ihrem Teil der Ausstellung „War und ist Krieg“ arbeitet, sondern spiegelt auch wider, wie die beiden unterschiedlichen Werkkomplexe miteinander in Dialog treten:
Salzmann reflektiert in ihren Arbeiten die Einflüsse des Krieges auf eine intime Art und Weise, indem sie Aufnahmen aus dem in der Wohnung ihrer Großmutter vorgefundenen Fotoalbum ihres Großvaters aus dem 2. Weltkrieg mit Bildern aus späteren Jahren, teils ihrer eigenen Jugend in den Siebzigern, überblendet, und so eine unbequeme Nähe herstellt zwischen einer scheinbar unbeschwerten Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs und dem, was nur wenige Jahrzehnte zuvor derselben Familie widerfuhr. Sie hebt die beiden historischen Momente aus dem narrativen Vakuum, das viele deutsche Häuser um derlei Familienbiographien starrsinnig erhalten: Da war dieses eine Ereignis, und dann ein anderes, aber das alles steht in keinerlei Zusammenhang.
Auch setzt Salzmann sich mit dem Kriegstagebuch ihres Urgroßvaters auseinander, das sie bei weiteren Nachforschungen ebenfalls auffand, und stellt dem Mann, den sie nur als Kind getroffen hat, die Fragen, die dieses Kind wahrscheinlich gestellt hätte, hätte es nur eine Ahnung gehabt vom Hintergrund des Mannes am Esstisch. Vielleicht hätte er Antworten gegeben, vielleicht hätte er ebenso geschwiegen, wie er es zwangsläufig jetzt tut.

In eine vollkommen andere, im Vergleich nahezu aggressive Richtung – „Exposure“ mit Ausrufezeichen – gehen die Arbeiten von Yuliia Shkvarchuk in der Installation „Grüße aus Chernihiv“. Fragt man sie nach ihrer Einschätzung zur aktuellen Lage ihres Landes, antwortet sie: „At least people now realize that Ukraine is not Russia.“ Der Satz klingt bitter, zynisch, vorwurfs- und humorvoll zugleich. Harsch, direkt und gleichzeitig verschlüsselt. Shkvarchuks Art hat nichts Poetisches oder Schüchternes, und ebenso wenig zurückhaltend sind ihre Fotos: Die mit einer messerscharfen Beobachtungsgabe ausgestattete Fotografin hat die Stadt ihrer Patentante, Chernihiv, besucht, nachdem diese im Februar 2022 von russischen Truppen angegriffen worden war, und dabei mit ihrer Kamera festgehalten, was von der Stadt übriggeblieben ist. Unter dem wunderschönen blauen Himmel sonnt sich ein Mann auf einer Parkbank, neben ihm zerbombte Wohnungskomplexe, gehen Menschen in den Supermarkt, vorbei an Schutt und Asche, halten griechisch wirkende Statuen nackter Frauen eine Restaurantmarkise mit letzter Kraft über dem Boden – griechisch, weil ihnen Extremitäten fehlen – und spazieren junge Frauen (zur Schule? zur Uni?) smalltalkend an Panzerblockaden vorbei. Das Leben in Chernihiv geht nicht nur weiter, es hat nie aufgehört. Die Menschen können es sich gar nicht leisten, es einfach so zu pausieren, und so entstehen diese Bilder, in denen Kriegstreiben und Alltag zwangsläufig ganz ohne Doppelbelichtung aufeinandertreffen. Selbst am liebsten hat Shkvarchuk dabei eine Fotografie, die überraschend unauffällig ist für ihre Serie: In einer U-Bahnstation schaut der Betrachter auf zwei leere, weiße Plakatrahmen. Werbung schaltet in einer Stadt unter Beschuss dann eben doch keiner. „It feels“, sagt sie, ohne dass man ihr dabei ein Gefühl ansieht, „like Ukraine has stopped at this point.“
Salzmann präsentiert ihre Arbeiten im Hauptraum der Kapelle und zwei Kurzfilme hinten im Kino. Shkvarchuks Arbeiten werden als Postkarten präsentiert und auch vor Ort käuflich zu erwerben sein: Ein Seitenhieb auf Katastrophentourismus, der seit Tschernobyl in der Ukraine Tradition hat, und eine direkte, gänzlich unpoetische Art, Hilfe zu leisten: Die Einnahmen gehen an die Stadt Chernihiv.


10. - 19.06.2022

Kyu Nyun Kim & Jiun Roh: No Ghost, Just a Ceiling

Still: Roh & Kim

Vernissage: Freitag, der 12. August 2022, 17 Uhr
Ort: Malerkapelle am Elm, Samuel-Hahnemannstraße 5, 38154 Königslutter
Öffnungszeiten: Fr.-So., 11-17 Uhr
Link zum Zine

Auch die dritte Ausstellung dieses Jahres wird etwas ganz Besonderes: Der als Gastkurator agierende, in Braunschweig ansässige freie Künstler und Kunstwissenschaftler Jiun Roh (*1978 in Südkorea) und der aus Korea eingereiste Künstler Kyu Nyun Kim (*1985 in Südkorea) haben für die Malerkapelle die Ausstellung „No Ghost, Just a Ceiling“ erarbeitet.
Schon mit dem gesampleten Titel rekurrieren sie auf bekannte Vorbilder aus der Kunstgeschichte (namentlich Duchamp und Huyghe) als auch aus der inzwischen in die Jahre gekommenen Populärkultur des ausgehenden 20. Jahrhunderts – in diesem Fall natürlich Masamune Shirows Kultmanga „Ghost in the Shell“.
Jiun Roh ist ein scharfer Denker, der in scheinbar zusammenhanglosen Datensätzen und Informationslagen Verbindungen ausmachen kann, die, hat er das Publikum erst einmal darauf aufmerksam gemacht, so offensichtlich wirken, dass man sich nur wundern kann, diese Verknüpfung nie selbst aufgespürt zu haben. Rohs Arbeiten erscheinen mitunter wie das aus der Boulevardpresse und Clickbait-Videos bekannte Symbol des roten Kreises um scheinbar unwesentliche Bildelemente, oder die minimalistische Variante des „Room Full of Crazy“: das etablierte Bild des Raumes voll mit Zeitungsartikeln, verbunden durch Bindfäden und Pfeile. Was Roh aber von anderen Künstler*innen, die mit Zitaten, Archiven und Verweisen zu arbeiten pflegen, abhebt, ist sein müheloses Hinwegsetzen über die Grenzen zwischen Hoch- und Populärkultur, französischem Avantgarde-Kino und japanischen Cyberpunk-Manga, und Video-, Installations- und Performance-Kunst.
Kyu Nyun Kims Video- und Performance-Kunst verfügt über etwas, was sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kunstfeldes ein seltenes Gut ist: Einen offenen, direkten und entwaffnenden Humor. Er setzt sich tiefgründig und intelligent mit seinen Sujets auseinander, probt Bewegungsabläufe, perfektioniert Kamerawinkel, aber der Grund, warum die Arbeiten hängen bleiben, ist, dass seine Arbeiten wie die „Thing and Video“-Reihe oder „The Presentation“ niemals trocken und einstudiert, sondern im Gegenteil von der Situationskomik eines fehlerhaften Universums durchsetzt zu sein scheinen.
Beide Künstler sind Meisterschüler der HBK und weisen bereits eine langjährige Ausstellungspraxis vor. Für ihre Installation in der Malerkapelle haben sich die beiden für einen besonderen Protagonisten in insgesamt fünf Videoarbeiten entschieden: einen Luftballon, der austarieren soll, was es bedeutet, Gleiches und Anderes zu sein, wie und ob einem Gegenstand durch Multiplikation Identität verliehen und Charakter verwehrt werden kann, ob das Subjekt nicht doch nur eine Hülle ist.
Der Ballon ist anwesend.


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